Bereits in jungen Jahren haben wir Vorlieben und Abneigungen, was wir gerne essen und was wir lieber nicht in den Mund nehmen möchten. Die ersten Jahre prägen Vorlieben fürs ganze Leben. Wer also viele Aromen schon früh probiert, der ist auch später kulinarisch offen. Was immer bleibt: Gerichte, die wir bereits in der Kindheit mochten, werden uns ein Leben lang schmecken. Es gibt wohl niemanden, der sich nicht an ein Gericht, das die Mutter oder Großmutter zubereitet hat, erinnert. Und das ihm immer noch schmeckt.
Die WDR-Sendung "Markt" geht diesem Phänomen auf die Spur. Wie kommt es, dass man manche Aromen mag, andere überhaupt nicht? Und wie geht die Industrie damit um?
Mögen oder nicht, könnte an der Mutter liegen. Bereits in der Schwangerschaft nimmt der Fötus über die Nabelschnur verschiedene Aromen auf. Isst die Mutter bestimmte Sachen nicht, ist es auch wahrscheinlicher, dass das Kind diese später ablehnt. Außerdem sind wir auch genetisch vorgeprägt: Wir mögen unterschiedlich stark die drei Grundgeschmäcker: süß, salzig und würzig, das sogenannte Umami, der den Geschmack für wohlschmeckend, fleischig beschreibt.

Das Sauce-béarnaise-Syndrom
Das Phänomen einer Aversion gegen bestimmte Gerichte oder Aromen geht zurück auf den US-amerikanischen Psychologen Martin Seligman. Als er eine Grippe hatte, aß er ein Steak mit Sauce béarnaise, weil er schon sehr krank war, musste er sich übergeben. Mit der Sauce hatte dies nichts zu tun, trotzdem konnte er nie wieder die Sauce essen. Er beschrieb diese Geschmacksaversion als Sauce-béarnaise-Syndrom. Ähnlich geht es vielen mit Kamillentee. Die meisten verbinden den Tee mit Krankheit statt mit Genuss. Diese Verbindung kann ein Leben lang halten.
Dass Menschen eine Abscheu gegen Oliven, Sauerkraut oder schwarzen Kaffee haben, kommt nicht selten vor. Sie sind bitter und sauer, zwei Grundgeschmäcker, die bei uns negativ belegt sind. Bei bitter könnten Giftstoffe vorhanden sein, bei sauer könnte das Produkt bereits verdorben sein. Wir sind genetisch vorbelastet. Bei diesen Geschmäckern wird uns Vorsicht suggeriert.
Geschmack kann man aber ändern, auch wenn das dauert. Erst wenn Kinder ein bestimmtes Produkt zehn bis fünfzehn Mal probiert haben, können sie neue Dinge annehmen. Diesen Effekt nutzt auch die Lebensmittelindustrie mit Werbung: Wiederholung prägt ein. Nicht nur beim Essen, sondern auch beim Anschauen.
Der "Markt"-Tipp: Kinder viel probieren lassen und selber kochen.
